Was genau ist Interaktionsdesign? (2023)

Visueller Designer, Informationsarchitekt, User Experience Designer, User Interface Designer und mehr – alle diese Titel finden sich in aktuellen Stellenbeschreibungen und auf Visitenkarten von Agenturen. Universitäten bieten zunehmend ähnliche Studiengänge an und Designer mit digitalen Fähigkeiten sind für die gesamte berufliche Kommunikation abseits persönlicher Aufgaben sehr gefragt. Doch was genau bedeutet digitale Kompetenz?

Da die Welt, in der wir leben und arbeiten, immer technologischer und digitaler wird, wachsen die Aufgaben eines Designers noch schneller als seine vielsagenden Berufsbezeichnungen. Darüber hinaus ändern sich die Arbeitsmittel (z. B. Computer und Software) schneller, als kreative Menschen es sich vorstellen können. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass es nicht mehr um die Unterteilung von Berufsgruppen in einzelne Tätigkeiten und Kompetenzen geht, sondern um ein grundlegendes Verständnis der Digitalisierung (also algorithmisches und vernetztes Design).

Interaktionsdesign ist ein Geisteszustand und Verhaltensweisen, die die Zukunft prägen.

Die Disziplinen des klassischen Designs sind klar definiert und der Designprozess hat einen Anfang und ein Ende. Sobald ein gutes Magazin- oder Buchlayout von einem Grafikdesigner entworfen und in den Druck geschickt wird, ist es dauerhaft. Eine einfach zu bedienende Kaffeemaschine mit einfachen Schaltern und Funktionen, die ihren Besitzer über die Jahre hinweg begeistert, denn der Produktdesigner hat das Gerät so konzipiert, dass es unverändert bleibt und die Bedienelemente dort bleiben, wo sie sind – und auf keinen Fall mit dem Internet verbunden sind.

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Im digitalen Design hingegen ist vieles anders. Wir befinden uns in der ewigen Betaphase, in der die von uns entwickelten digitalen Produkte und Dienstleistungen nicht mehr im klassischen Sinne „fertig“ sind, sondern Apps und Websites sich ständig verändern und wachsen. Wenn Designer jedoch die Kontrolle über das Ergebnis aufgeben müssen, ändert sich ihr Verständnis ihres Berufs. Und dieser Beruf heißt Interaktionsdesign.

Interaktionsdesign ist wie Schachspielen

Die Disziplin des Interaktionsdesigns lässt sich am besten anhand des strategischen Schachspiels erklären. Zwei Schachspieler verfügen über Spielfiguren, ein Brett und die Spielregeln. Sie agieren und reagieren auf ihre Gegner und denken in Bewegungsabfolgen. Es ist ersichtlich, dass Schach ein klares Beispiel für den Kern des Interaktionsdesigns ist: Nur die grundlegenden Interaktionsmöglichkeiten zwischen Schachspielern können programmiert werden, der spezifische Prozess des Spiels kann jedoch nicht programmiert werden. Dies wird durch das Können und die Entscheidungen der Spieler verursacht.

Die Stücke stellen digitale und technologische Werkzeuge und Produkte dar, beispielsweise die Ticketing-App Navigator der Deutschen Bahn. Das Schachbrett symbolisiert das umfangreiche Interface-Design, die Benutzeroberfläche der Deutschen Bahn-App. Dies ermöglicht eine gute Interaktion zwischen dem Reisenden (Spieler) und der Software, aber noch wichtiger zwischen dem Reisenden und der Deutschen Bahn. Im übertragenen Sinne stellen die Regeln des Schachspiels eine gute Benutzerführung in digitalen Anwendungen dar. Darüber hinaus möchten Bahnkunden auch die Logik kennen lernen, die hinter der Planung ihrer Zugfahrt am virtuellen Fahrkartenschalter und der anschließenden Fahrkartenbestellung steckt.

Burkhard Müller, Kreativdirektor von Deep Blue Web Hamburg, bringt es aus Sicht der Organisation auf den Punkt: „Interaktionsdesign ist nicht nur die rein visuelle Gestaltung einer Oberfläche. Es betrifft die gesamte Anwendung und ihre Umgebung. Zunächst werden Probleme und Gewohnheiten identifiziert und.“ dann Schritt für Schritt ausgearbeitet Die richtige Lösung „Während Ingenieure und Technologen Produkte entwickeln und Sozialwissenschaftler unsere Interaktionen beschreiben, bringen wir Designer unsere speziellen Designfähigkeiten in große Interaktionsdesignteams ein.

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Design Fiction: Visualisieren, setzen, entwickeln, führen

Interaktionsdesign hilft aber auch dabei, neue Ideen zu beschreiben und sicherzustellen, dass Kunden und Entwickler verstehen, wie zukünftige Produkte und Dienstleistungen aussehen könnten. Beispielsweise hat die Designphantasie als Möglichkeit zur Visualisierung von Zukunftsszenarien den Kommunikationsprozess des Unternehmens erfolgreich unterstützt.

So zeigten Studierende des Interaktionsdesigns der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst HAWK in Hildesheim anhand interaktiver Videos und Präsentationen, wie sich der Automobilhersteller Volkswagen als integrierter Anbieter zukünftiger Mobilität am Markt etabliert. Sie untersuchen, welche Parameter sich ändern müssen, etwa im öffentlichen Verkehr, bei Privatfahrzeugen wie Autos und Fahrrädern sowie in der Gesetzgebung und den Verkehrsregeln, um neue Mobilitätskonzepte zu entwerfen. Es ist dieses besondere Verständnis des kreativen Prozesses, das Kunden von Anfang an einbezieht und berät. Dies ist ein entscheidender Vorteil für Kunden bei der Zusammenarbeit mit Interaktionsdesignern.

Interaktionsdesigner bringen Kindern das Fahrradfahren bei. Sie erklären, schieben und unterstützen Sie auf den ersten Metern. Am wichtigsten ist, dass sie in der Lage sind, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Dann rennt er alleine davon.

In den Workshops erstellen Agenturen gemeinsam mit Kunden mithilfe von Interaktionsdesign-Methoden und Denkweisen Briefings, die die erfolgreiche Entwicklung eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung klar unterstützen. Eine auf Interaktionsdesign spezialisierte Organisation koordiniert dann Design und Ausführung. Dazu sind natürlich auch spezifische Fähigkeiten wie visuelles Design, Informationsarchitektur und User Experience Design erforderlich. Schließlich müssen Schachfiguren von digitalen Produktdesignern mit viel Liebe zum Detail und kreativem Geschick entworfen werden.

Bei der Anwendung auf ein Schachstrategiespiel benötigen Interface-Designer visuelle Fähigkeiten und Aufmerksamkeit für Typografie und Grafiken, um das Spielbrett zu gestalten. UX-Designer müssen mit Soziologie und Psychologie vertraut sein, um Spielregeln, Metaphern und mentale Modelle zu erstellen, die gute Interaktionen ermöglichen. » Diese Fähigkeiten ermöglichen es einem Interaktionsdesigner, alle Komplexitäten eines Projekts von Anfang bis Ende zu überwachen. Er kann das Team steuern, ausrichten und inspirieren, anstatt sich nur für einen bestimmten Bereich verantwortlich zu fühlen. Burkhard Müller bestätigte, dass sein Team in Hamburg genau das getan hat.

Bereich Interaktionsdesign

Interaktionsdesigner können ihre Entwürfe in einem dezentralen Medium wie dem World Wide Web nicht im Detail planen, da sie das Ergebnis von Interaktionen zwischen Designern, Kunden und Benutzern sind.

Überraschenderweise ist der Begriff Interaktionsdesign weder durch Normen und Vorschriften definiert noch geschützt. Obwohl Interaktionsdesign-Pionier Bill Moggridge darauf hinweist, dass seit dem Aufkommen von Personalcomputern in den 1980er Jahren spezifische Designaufgaben erforderlich sind, hat er doch in seinem Buch „Interaction Design“ die frühen Jahre ausführlich beschrieben und dokumentiert und dabei dargelegt, was Interaktionsdesign heute ist (www.designinginteractions.com）.

In Deutschland wird es noch einige Jahre dauern, bis Designschulen genügend Studiengänge anbieten, aber es gibt heutzutage viele tolle Möglichkeiten. Als Masterstudiengang sind sie insbesondere für Kreative interessant, die ein grundlegendes Designstudium in klassischen Disziplinen abgeschlossen haben und sich in der digitalen Arbeitswelt neu orientieren möchten (Sehen Sie sich die Übersichtskarte auf Google Maps an）.

Gute Universitäten verfügen über interdisziplinäre Teams, die bereits während des Studiums mit Unternehmen und Institutionen zusammenarbeiten und so die Natur des Interaktionsdesigns schon sehr früh verstehen. Das Ergebnis des Design Thinking kann nicht von einem Interaktionsdesigner in einem dezentralen Medium wie dem World Wide Web orchestriert werden, sondern vielmehr das Ergebnis der Interaktion des Designers mit den Kunden und Benutzern, die damit interagieren.

Das bedeutet, dass nach Abschluss der Projektkonzeption die Interaktion zwischen den Beteiligten weiterhin selbstständig die gewünschten Ziele erreichen wird. Oder anders ausgedrückt: Interaktionsdesigner bringen Kindern das Fahrradfahren bei. Sie erklären, schieben und unterstützen Sie auf den ersten Metern. Am wichtigsten ist, dass sie in der Lage sind, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Dann rennt er alleine davon.

Autor

Stefan Wölwer ist Interaktionsdesigner und ehemaliger Professor für InteraktionsdesignHAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.

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